Der Himmel über dem Kilimandscharo

  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Schreibstil
4.3

Information:

Titel: Der Himmel über dem Kilimandscharo
Autor: Leah Bach
Verlag: Blanvalet (Random House)
Erscheinungsdatum: März 2012
Seiten: 672
Erzählort: Afrika (Daressalam, Kilimandscharo, Sansibar), Deutschland (Leer)
Erzähldatum: 1880 – 1905
Erzählperspektive: Personaler Erzähler
Genre: Unterhaltungsroman
ISBN: 978-3442377695

Inhalt:

Charlotte Dierksen ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern bei einem Schiffsunglück ums Leben kommen und sie bei ihren Großeltern, der Tante und den Cousinen in bescheidenen Verhältnissen aufwächst. Das aufgeweckte, aber auch recht ruhige Mädchen zeigt schon früh ein Talent für den Handel und Klavier spielen sowie eine starke Sehnsucht nach Abenteuern und fernen Ländern – wobei letzteres nur ein unerfüllter Wunsch bleiben könnte. In dem von Rastlosigkeit geplagten Arzt George Johanssen findet sie einen Gleichgesinnten, jemand, der ihre Träume teilt und den Mut hat, seine Pläne in die Tat umzusetzen, und verliebt sich in ihn. Dann heiratet George jedoch ihre Cousine Marie, und für Charlotte scheint sich alles, was sie sich vorgestellt hat, in Luft aufzulösen.

Als Christian Ohlsen, der in seinem angesehenen Laden Waren aus den verschiedensten Ländern anbietet, ihr einen Antrag macht, nimmt sie diesen an und zieht zusammen mit ihrer gehbeeinträchtigten Cousine Klara, mit der Charlotte eine tiefe Freundschaft verbindet, bei ihm ein. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Christian aufgrund seiner unvermögenden Geschäftsführung vor dem Ruin steht. Charlotte sieht für sie alle keine andere Möglichkeit, als Deutschland zu verlassen, um im Ausland einen Neuanfang zu machen. Ihr Weg führt sie nach Deutsch-Ostafrika, bis zu dem Kilimandscharo, dem Ort ihrer Träume.

Meine Meinung:

Ein ziemlich großer Teil der Handlung spielt in Leer und beginnt, als Charlotte von dem Schiffsunglück erfährt und fortan bei ihren Großeltern, der Tante und ihren beiden Cousinen Klara und Ettje wohnt, wobei sie und die gehbeeinträchtigte Klara unzertrennliche Freundinnen werden. Charlotte hat ein einmaliges Geschick zum Handeln und zum Klavier spielen, wobei sie letzteres auch als Betäubung ihrer unerfüllbaren Sehnsucht nach dem Reisen ansieht. Als sie 15 Jahre alt ist, lernt sie George kennen, welcher der einzige ist, der sie versteht, da er die gleichen Sehnsüchte hat wie sie, und entwickelt Gefühle für ihn, wird jedoch enttäuscht, da er ihre Cousine Marie heiratet. Im Alter von ca. 23 Jahren nimmt Charlotte größtenteils aus Mitleid und in der Hoffnung, für Klara und sich ein Zuhause zu schaffen, den Antrag von Christian Ohlsen an. Kurz darauf geht alles in die Brüche und das „Abenteuer“ beginnt, indem Charlotte für Christian und Klara die Verantwortung übernimmt und die Auswanderung nach Afrika arrangiert, die einer regelrechten Flucht gleicht.

Aufgrund des Titels „Der Himmel über dem Kilimandscharo“ wirkt die Zeit in Leer fast wie eine Vorbereitung auf den wirklichen Hauptteil des Buches, der in Afrika spielen soll, und kam mir deswegen etwas zu langatmig vor, andererseits aber auch notwendig, um die nachfolgenden Geschehnisse u.a. in Daressalam, Moshi, am Kilimandscharo und auf Sansibar einzuleiten.

Die Landschaft, Pflanzen, Tiere, aber auch zum Teil die Lebensweise der Einheimischen und die Kolonialzeit, verbunden mit den Missionen und Aufständen der verschiedenen afrikanischen Völker, werden so anschaulich beschrieben, dass das farbenprächtige und aufregende Afrika atemberaubend vor dem Auge des Lesers entsteht. Besonders aber der Kilimandscharo wird sehr imposant dargestellt. Die Beschreibungen sind zwar manchmal etwas zu umfangreich, aber dennoch sehr gut gelungen.

Einige der Charaktere:

Charlotte geschehen in ihrem Leben häufig tragische Ereignisse und oft gerät sie in beinahe aussichtslose Situationen, aus die sie ohne Hilfe einen Weg finden muss. Als junges Mädchen hat sie noch Träume gehabt, die im Laufe der Zeit zerstört worden sind; hauptsächlich dadurch, dass sie sich mit Gewalt immer der tristen Realität hat stellen müssen. Sie ist willensstark, mutig, besonnen und einfallsreich, folgt nicht irgendwelchen unerfüllbaren Träumen, sondern nimmt, was sich ihr bietet und versucht daraus das Beste zu machen. Während Christian bei ihrer Ankunft in Afrika in Gedanken an eine Plantage schwelgt – finanziell nicht zu schaffen -, denkt Charlotte objektiv und nimmt die Möglichkeit, die sich ihr bietet, nämlich einen Laden in Daressalam zu eröffnen und Handel zu betreiben. Jedes Mal, wenn ihr das, was sie sich aufgebaut hat, wieder genommen wird, gibt sie trotzdem nicht auf und sucht immer wieder einen neuen Ausweg.

George Johanssen ist von einer ständigen Rastlosigkeit ergriffen, die ihn von einem Ort zum anderen zieht. Im Gegensatz zu Charlotte hängt er sehr wohl seinen Träumen nach, die er aber auch in die Tat umsetzt, doch er kann keine Ruhe finden. Er ist ein Charmeur und verkannter Weltverbesserer, der langsam verbittert. Über seine Reisen schreibt er Bücher, die er von Charlotte lesen und korrigieren lässt, sodass der Kontakt zwischen beiden als Brieffreundschaft fortbesteht.

Christian Ohlsen gehört ein Laden in Leer, in dem er einzigartige Waren aus Übersee anbietet, u.a. Kaffee, Gewürze, Tabak und Schmuck. Er ist übertrieben überschwänglich und gefühlvoll, traut Charlotte, die für ihn nur Mitleid empfindet, nichts zu und ist ein Phantast – seine Pläne wachsen in den Himmel, und er verkalkuliert sich, sodass ein Haufen Schulden entsteht, den er niemals zurückzahlen könnte. Er scheint absolut keine Fähigkeit oder Ehrgeiz genug zu haben, um etwas wirklich aufzubauen.

In dem Roman erfährt man wenig über die Kultur der Einheimischen bzw. über die Geschichte des riesigen Kontinents. Vielmehr wird Afrika als einzigartig schöne und abenteuerliche Szenerie verwendet, die viele Gefahren, wie tödliche Krankheiten, giftige Tiere oder kriegerische Stämme, in sich birgt.

Das Buch ist gegliedert in insgesamt 5 Teile, diese wiederum in einzelne Kapitel. Jedes Kapitel hat als Titel das Jahr und den Monat, in dem die dort gezeigte Handlung spielt. Die Handlung spielt von 1880 bis 1905.

Den letzten Absatz des Buches fand ich zwar sehr bewegend und gelungen formuliert, dennoch war das Ende – Charlottes letzte Entscheidung – recht enttäuschend. Ansonsten ist die Geschichte sehr mitreißend und spannend.

Fazit:

Interessante und bewegende Geschichte über das Leben einer Frau, die in Afrika einen Neuanfang macht, einer vergessenen Sehnsucht und einem Abenteuer, inmitten der Kolonialzeit, einem drohenden Krieg, unweit des magischen Berges, dem Kilimandscharo.

Vielen Dank an Blanvalet (Random House Verlagsgruppe) für das Rezensionsexemplar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert