Die Insel des Mondes

  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Schreibstil
5

Information:

Titel: Die Insel des Mondes
Autor: Beatrix Mannel
Verlag: Diana Verlag (Random House)
Erscheinungsdatum: Juni 2013
Seiten: 512
Erzählort: Madagaskar
Erzähldatum: 1880
Erzählperspektive: Personaler Erzähler/ Ich-Erzähler
Genre: Unterhaltungsroman
ISBN: 9783641103132

Inhalt:

Als ihre erzwungene und grauenerregende Ehe schließlich geschieden wird, bricht Paula auf zu der fernen Insel Madagaskar, um dort endlich die Schrecknisse der letzten Jahre vergessen zu können und einen Neuanfang zu machen. Ihr Plan ist es, die seit Jahren unbewirtschaftete Vanilleplantage ihrer verstorbenen und verschwundenen Großmutter Mathilde weiterzuführen und sich der Herstellung von außergewöhnlichen Parfüms zu widmen.

Zusammen mit ihren auf Nosy Be kennengelernten Reisegefährten – der hilfreichen Madagassin Noria, dem mürrischen Arzt Henri Villeneuve, seinem Assistenten Làzlò und dem Missionar Morten – führt ihre Reise vorerst nach Ambohimanga, wo sich jeder der Reisenden Unterstützung für seine Pläne von Königin Ranavalona II. erhofft. Doch der Preis für die notwendige Audienz ist hoch. Wenig später beginnt für die Gruppe eine kräftezehrende, beschwerliche und mehrere Wochen dauernde Reise durch den undurchdringlichen und gefährlichen Dschungel.

Dann geschehen jedoch merkwürdige Dinge, unter den zunehmend verdächtig verhaltenen Reisenden kommt es immer mehr zu Spannungen, und Paula muss sich eingestehen, dass sie eigentlich absolut nichts über die Leute weiß, mit dienen sie reist. Wem kann sie trauen? Und als sie dann am Ziel zu sein scheinen, deckt Paula ein dramatisches Geheimnis auf, wodurch sie in Lebensgefahr gerät.

Meine Meinung:

Die Handlung setzt direkt auf dem Weg der Reisenden nach Ambohimanga auf Madagaskar ein, wo sich alle aus ganz verschiedenen Gründen eine Audienz bei der Königin Ranavalona II. erhoffen, was sie nur mit Hilfe einer Lüge schaffen, die ihnen zum Verhängnis werden könnte. Für Paula, von deren schmerzlicher Zeit man ausschließlich durch ihre Erinnerung erfährt, ist der einzige Antrieb, die Vanilleplantage ihrer Großmutter weiterzuführen und Parfüm herzustellen, wobei letzteres ihr geholfen hat, sich selber zu schulen, bestimmte Düfte genau zuordnen zu können. Ihre Großmutter, die sie nie kennengelernt hat, hat ihr ein Buch mit selbstkomponierten Parfüm-Rezepten, lapislazuliblau schimmernde Parfümflakons und eine Kaufurkunde über ein Stück Land im Nordosten von Madagaskar vererbt. Wo die Gebeine ihrer Großmutter sind, was ihr zugestoßen ist und in welchem Zustand sich die Plantage befindet, weiß sie nicht, setzt jedoch alles auf eine Karte.

Die Geschichte ist definitiv schön und äußerst farbenprächtig geschrieben, dazu abenteuerlich und mitreißend. Das Buch hat mir auch deshalb sehr gut gefallen, da man sich regelrecht an diesen faszinierenden und magischen Ort und in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts versetzt fühlt. Die Landschaft, Pflanzen wie Orchideen und Lianen, besonders Düfte, typische madagassische Tiere wie Lemuren und Drongos, aber auch Krokodile und Goldspinnen, das heiße tropische Klima, Legenden, Kultur und grausame Gebräuche werden bildhaft dargestellt und ergeben mit den sehr detailliert ausgeschmückten Beschreibungen eine beeindruckende und aufregende Szenerie. Dabei hat die Autorin mit dem Einbringen der Kultur Madagaskars es nicht nur geschafft, die Atmosphäre der geheimnisvollen Insel für den Leser vorstellbar, sondern die Gebräuche der Madagassen und den geschichtlichen Hintergrund des Ortes und der Zeit auch zu einem wesentlichen Bestandteil für den Fortgang der Handlung zu machen, und nicht nur als „Dekoration“ zu verwenden.

Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Erzählperspektiven erzählt, die jeweils ein Kapitel einnehmen. Größtenteils wird aus Paulas Sicht in der personalen Erzählperspektive berichtet, sodass man ausschließlich ihre Gedanken und Gefühle erfährt. Als Einleitung für die aus Paulas Sicht erzählten Kapitel wird sehr detailliert eine Duft- oder Heilpflanze bzw. ein bestimmtes Gewürz beschrieben. Dann gibt es noch die Kapitel, welche ausschließlich aus Briefen bestehen, die Paulas Großmutter Mathilde an ihre Tochter Florence geschrieben hat. In diesen Briefen berichtet Mathilde über ihr Leben auf Reùnion, später auf ihrer Vanilleplantage. Die dritte Perspektive ist äußerst mysteriös und recht hinterhältig. Sie wird aus der Sicht von einem der Reisegefährten erzählt, wobei jedoch unklar ist, von wem genau. Dass diese Person ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt, welches sie vor den anderen geheimhält, und durch eine so treffende Formulierung dieser Sichtweise, dass es jeder der Reisegefährten sein könnte, wird eine derartige Spannung aufgebaut, dass man der Auflösung regelrecht entgegenfiebert. Geschickt werden nur andeutungsweise nach und nach die aufgeworfenen Fragen beantwortet, die komplette Auflösung jedoch wird bis zum Ende aufgehoben. Das alles verleiht der Geschichte eine recht unheimliche Atmosphäre.

Eine Gemeinsamkeit haben die Charaktere: ein tragisches und bewegendes Ereignis, das sie versuchen zu verwinden und welches sie verändert hat. Doch außer davon was Paula zugestoßen ist, erfährt man von den anderen Reisenden deren Hintergründe nur sehr spärlich, sodass der „Verräter“ jeder sein könnte.
Noria, eine Madagassin, spricht mehrere Sprachen und führt die Reisenden durch den Dschungel, hat eine recht traurige Kindheit durchgemacht.
Villeneuve ist Arzt, meistens mürrisch, von einer unbekannten Begebenheit derart entsetzt, dass er (fast) nur noch ein grimmiges und grobes Verhalten an den Tag legt.
Sein Assistent Làzlo wird als „Schönling“ beschrieben – charmant, einnehmend und gutaussehend, noch dazu wortgewandt. Doch warum genau er Villeneuve begleitet, bleibt ein Geheimnis.
Morten ist Missionar und möchte zu seiner Mission im Nordosten von Madagaskar. Seine anfängliche Freundlichkeit und christliche Nächstenliebe schwängt nur allzu schnell um.

Paula ist erst Anfang zwanzig, doch die jahrelangen Entbehrungen und ständigen Demütigungen haben sie zu einer erfahrenen, mutigen und willensstarken Frau gemacht, die äußerlich sicher auftritt, im Innern jedoch von Zweifel und ihrer Vergangenheit geplagt wird, deren Erinnerung droht, sie zu zerbrechen. Obwohl sie seit ihrer Ehe von Männern nichts mehr wissen will, verliebt sie sich das erste Mal in ihrem Leben. Voller Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft und Antworten auf ihre Fragen zu finden, wagt sie sich in den Dschungel, sucht nach einer Vanilleplantage, die es vielleicht nicht mehr gibt, unterwegs mit Leuten, die sie nicht kennt und Geheimnisse vor ihr haben, in einem Land mit einer fremden Kultur und Bräuchen, deren Unkenntnis die Gruppe immer wieder in gravierende Schwierigkeiten bringt.

Interessant und recht hilfreich kann man auf den ersten beiden Seiten vor Beginn der Geschichte eine Karte Afrikas aus dem Jahr 1914 finden, wo deutlich zu sehen ist, welche Länder europäische Kolonialgebiete dieser Zeit gewesen sind, sowie eine nähere Karte Madagaskars. Am Ende der Geschichte erfährt man zum einen im Nachwort der Autorin noch einiges Wissenwertes über „Die Insel des Mondes“, zum anderen befindet sich dort ein umfangreiches Verzeichnis, das viele Charaktere bzw. Personen, verwendete Begriffe und Fremdwörter erklärt, sich somit sich gut zum Nachschlagen eignet.

Fazit:

Abenteuerlich, geheimnisvoll und spannend: Die Geschichte über eine gefährliche Reise durch den tropischen Regenwald, eine Frau, die sich ein neues Leben aufbauen möchte, umgeben von magischen Begebenheiten und einem richtigen Abenteuer, mitten auf einer mysteriösen Insel. Sehr zu empfehlen!

Vielen Dank an den Diana Verlag (Random House Verlagsgruppe) für das Rezensionsexemplar!

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