Rezension: “Die Zwölf Könige” von Bradley Beaulieu

  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Action
  • Schreibstil
4.1

Information

Titel: Die Zwölf Könige
Autor: Bradley Beaulieu
Verlag: Knaur
Erscheinungsdatum: 1. September 2017
Seiten: 688
Erzählort: Sharakhai (Wüstenstadt)
Erzähldatum: ——————-
Erzählperspektive: Personaler Erzähler
Die Legenden der Bernsteinstadt – Reihe: 1. Band
Genre: Fantasy
Englischer Originaltitel: Twelve Kings in Sharakhai
ISBN: 978-3-426-51817-5

Inhalt:

Vor Jahrhunderten hat die Wüstenstadt Sharakhai vor der Zerstörung gestanden. Um dieses Schicksal abzuwenden, haben die Zwölf Könige die Götter um Hilfe gebeten, doch diese haben einen hohen und blutigen Preis gefordert. Die Zwölf Könige haben den blutigen Pakt mit den Göttern geschlossen, Sharakhai hatte gerettet werden können und zudem sind den Königen außergewöhnliche Kräfte verliehen worden und die Möglichkeit, Jahrhunderte zu leben. Fortan haben sie über die Stadt mit unerbittlicher Härte geherrscht.

Ceda ist noch ein Kind gewesen, als ihre Mutter durch die Zwölf Könige hingerichtet worden ist und den Grund dafür nie erfahren hat. Mit 19 Jahren ist sie eine berühmte Arenakämpferin und plant Rache an den Königen zu nehmen. Doch der Weg dahin ist weit und nimmt Formen an, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Meine Meinung:

„Die Zwölf Könige“ von Bradley Beaulieu ist der erste Band der „Die Legenden der Bernsteinstadt“-Reihe und stand schon einige Zeit auf meiner Wunschliste – zum einen, weil das Cover einfach richtig gut und vielversprechend aussieht (es spiegelt auch ganz hervorragend die Handlung wider), zum anderen bin ich ganz darauf gespannt gewesen, eine Geschichte zu lesen, die in der Wüste spielt. Tatsächlich konnte mich der Fantasyroman sehr beeindrucken bezüglich der erschaffenen Welt. In jedem Wort von Bradley Beaulieu merkt man, dass ihm die Erschaffung dieser Wüstenwelt mit vielen ideenreichen und interessanten Details sehr wichtig ist. Und damit hat er ein absolut monumentales, prächtiges und sehr fantasievolles Wüstenabenteuer voller Magie, dunkler Geheimnisse, einer unglaublich schönen Atmosphäre und einer mutigen Heldin geschaffen, worüber ich wirklich ins Staunen geraten bin. Dabei hat er sich aber so stark auf den umfangreichen und ausschmückenden Weltenbau fixiert, dass dabei leider die Spannung nicht immer gehalten werden konnte und die Charaktere mich größtenteils emotional nicht mitreißen konnten.

Die Handlung beginnt damit, dass man die 19-jährige Protagonistin Ceda als Arenakämpferin in der riesigen Wüstenstadt Sharakhai kennen lernt, die ab und zu noch „Botengänge“ übernimmt und als Kampflehrerin tätig ist. Vor vielen Jahren ist ihre Mutter von den Königen hingerichtet worden, doch Ceda weiß den Grund dafür nicht. Seitdem schwört sie den Tod ihrer Mutter zu rächen, kommt ihrem Ziel aber nicht näher. Die Könige, welche brutal und grausam über Sharakhai herrschen, aber dennoch der Stadt einige Stabilität verleihen, werden zu sehr bewacht. Als Ceda mit ihrem Freund Emre in der Nacht von Beht Zha’ir auf Botengang geht, findet sie heraus, dass das Paket, welches sie überbringen soll, an den Anführer der Widerstandsbewegung Al’Afwa Khadar bestimmt ist. Die Al’Afwa Khadar hat bezüglich der Grausamkeit und dem radikalen Vorgehens sehr viel Ähnlichkeit mit den Königen. Der Auftrag läuft schief und sie hat eine unheimliche Begegnung, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Ceda begibt sich nun aktiv auf die Suche nach dem Geheimnis, welches nicht nur ihre Mutter umgibt, sondern die gesamte Stadt, die Könige und die Asirim (Wüstendämonen). Dabei erfährt sie etwas über ihre Vergangenheit, was ihren Weg zur Rache ebnen könnte, muss dafür aber eine Richtung einschlagen, die sie vielleicht von ihrem Freund Emre wegführt, denn dieser plant sich der Widerstandsbewegung anzuschließen.

„Auf ihrer Handfläche konnte man die Geschichte einer Kämpferin lesen, einer Frau, der Schwert und Schild nicht fremd waren. Einer Frau, in deren Herz ein Feuer brannte, denn wie sonst hätte sie so lange überleben sollen, wenn alle sich gegen sie stellten?“

(S. 363, „Die Zwölf Könige“ von Bradley Beaulieu, Knaur Verlag)

Erzählt wird aus der Sicht von verschiedenen Charakteren, somit spaltet sich die Haupthandlung in einige Nebenhandlungen auf. Während Ceda auf ihren Weg zur Rache ist, Emre endlich ein Ziel vor Augen hat, kommt noch Ramahd dazu, welcher einen Rachefeldzug gegen den Anführer der Al’Afwa Khadar führt. Aber auch die Sichtweise einer der Könige bleibt nicht ganz verborgen. Zudem bestehen einige Kapitel aus Rückblicken von Cedas Vergangenheit, welche zwar nicht immer chronologisch erzählt werden, aber gut erklären, warum einige Charaktere so handeln, wie sie es in der Gegenwart tun.

Die Entstehungsgeschichte von Sharakhai konnte mich definitiv in den Bann ziehen, denn aus einer kleinen Siedlung entstand nach einiger Zeit eine riesige Stadt und wichtige Handelsmetropole in der Wüste, um die sich viele Legenden und Mythen ranken. So zum Beispiel die Nacht von Beht Ihman, in welcher die Könige mit den Göttern den blutigen Pakt geschlossen haben – sie haben einige von ihren Leuten geopfert -, um Sharakhai vor den überfallenden Wüstenstämmen zu retten, dabei aber noch übernatürliche Gaben und ein längeres Leben erhalten haben. Und die Nacht von Beht Zha’ir, die ich besonders schaurig empfinde und welche die gesamte Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Denn alle sechs Wochen, wenn die zwei Monde am Himmel strahlen, kehren die Asirim, welche draußen in der Wüste leben, nach Sharakhai zurück und holen sich diejenigen, welche von den Königen auserwählt worden sind. Doch was passiert mit ihnen? Sie werden jedenfalls nie wieder gesehen. Und dann gibt es noch die mysteriösen Adicharablüten, die ein wichtiger Bestandteil der Handlung sind. Die Geschichte ist dahingehend sehr komplex, düster und fantasievoll, was mir sehr gefallen hat. Um alles ranken sich ein Geheimnisse, viele Fragen, die beantwortet werden wollen.

„Sie weigerte sich zu weinen. Stattdessen unterdrückte sie die Wut, verschloss sie tief in sich, mit all den anderen Dingen, die dort schwelten.“

(S. 35, „Die Zwölf Könige“ von Bradley Beaulieu, Knaur Verlag)

Wie bereits erwähnt, finde ich, dass Bradley Beaulieus Schreibstil sehr malerisch, bildreich und atmosphärisch ist. Er verwendet detailreiche und ausschmückende Beschreibungen, womit er die pulsierende Wüsten- und Handelsstadt Sharakhai mit all ihren Geräuschen, Farben und Düften vor meinen Augen zum Leben erwecken konnte. Ich konnte mir mit Leichtigkeit die verschlungenen Gassen vorstellen, die Gewürzmärkte, Basare, Paläste, Tempel, Häfen und Kampfgruben und das geschäftige Treiben. Oder auch die Skiffs, welche über den Sand (!) segeln, anstatt über Wasser. An Ideen und Einfallsreichtum fehlt es hier auf keinen Fall! Aber andererseits war es für mich auch hin und wieder einfach zu viel, zu überladen.

Im Gegensatz dazu steht leider die recht oberflächliche Spannung und die langatmigen Stellen, durch die ich mich mühselig kämpfen musste. Manchmal dachte ich, dass jetzt endlich etwas kommt, doch dann flaute die Spannung wieder ab. Auch sind die Emotionen bezüglich der Charaktere ziemlich auf der Strecke geblieben. Klar, Ceda ist schon eine recht coole und unerschrockene Heldin, die sich gegen jene stellt, die ihr oder jenen, die ihr wichtig sind, Unrecht getan haben. Aber insgesamt konnten mich die Charaktere, ihre Schicksale, wie sie sich verhalten und wie sie sich entwickeln nicht so schön emotional mitreißen, wie ich es erhoffte, wodurch ich dann auch nicht mit ihnen richtig mitfiebern konnte.

„Die Zwölf Könige“ konnte mich zwar nicht komplett überzeugen bzw. meine Erwartungen erfüllen, dennoch konnte ich gut unterhalten werden. Die Geschichte bietet noch allerhand Stoff für weitere Bände. Da ich gerne wieder in diese Welt abtauchen würde, um auch Cedas Kampf gegen die Könige weiterverfolgen zu können, werde ich auch die weiteren Bände der Trilogie lesen.

Fazit:

Der Reihenauftakt „Die Zwölf Könige“ besticht mit einem monumentalen, fantasievollen und prächtigen Wüstenabenteuer, in welchem es so einige Rätsel zu lösen und Entdeckungen zu machen gibt. Bradley Beaulieus Schreibstil ist unglaublich bildgewaltig. Sein Weltenbau konnte mich zwar definitiv beeindrucken, aber manchmal wirkt es auch etwas zu überladen. Bezüglich der Spannung und der Charaktere bleiben zwar einige Wünsche offen, dennoch konnte mich der Fantasyroman gut unterhalten, sodass ich auch die weiteren Bände lesen möchte. Auf jeden Fall sollte man Ausdauer mitbringen, damit man dieses Abenteuer in allen Facetten erleben kann.

2 Gedanken zu „Rezension: “Die Zwölf Könige” von Bradley Beaulieu

  1. Hallo Kristin,

    oh, ich finde, alles in allem hört sich das gut an.
    Ich weiß genau, was Du damit meinst, dass vor lauter Erzählung die Spannung auf der Strecke bleibt.
    Ich werde nach dem Buch mal in der Bücherei Ausschau halten und bin gespannt, wie es auf mich wirkt.

    Liebe Grüße
    Petrissa

    1. Liebe Petrissa,

      die Atmosphäre in “Die Zwölf Könige” ist unglaublich heftig und schön – aber u.a. genau das wollte ich mit der Rezension ausdrücken: Spannung bleibt hin und wieder aus. Ansonsten hat mir die Geschichte gut gefallen und ich möchte erfahren, wie es weitergeht. Ich bin gespannt darauf, was du von der Story halten wirst! 🙂

      Viele Grüße
      Kristin

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