Der Fluch

Der Fluch von Stephen King
  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Schreibstil
  • Spannung
  • Action
4.1

Information:

Verlag: Heyne Verlag
Autor: Stephen King
Erscheinungsdatum: 1986
Seiten: 448
Erzählort: Connecticut (USA)
Erzähldatum: 80er Jahre des 20. Jahrhunderts
Erzählperspektive: Personaler Erzähler
Genre: Horror
Englischer Originaltitel: Thinner
ISBN: 978-3-453-43578-0

Inhalt:

Auf dem Nachhauseweg überfährt der übergewichtige Anwalt Billy Halleck in einem unachtsamen Moment eine Zigeunerin, die daraufhin stirbt. Doch Halleck kommt straffrei davon: Das Ermittlungsverfahren wird absichtlich durch den örtlichen Polizeichef behindert und der befreundete Richter spricht den Anwalt einfach frei. Als Halleck jedoch nach der Gerichtsverhandlung das Gebäude verlassen will, belegt Taduz Lemke, der Vater der Toten, ihn mit einem Fluch. Der Zigeuner sagt nur ein Wort: „Dünner“. Von da an verliert der ca. 50 Pfund zu schwere Halleck jeden Tag immer mehr an Gewicht. Zuerst freut er sich darüber, doch als der Gewichtsverlust zunehmend schneller und unaufhaltsam verläuft, wird aus der Freude Angst – und dann Panik. Auch umfangreiche ärztliche Untersuchungen liefern keine Erklärung für diese starke und ständige Gewichtsabnahme. Als er dann noch herausfindet, dass der Polizeichef und der Richter ebenfalls an einer enorm bizarren Krankheit leiden, ist ihm klar, dass es sich hier tatsächlich nicht um eine Krankheit, sondern um einen Fluch handelt – aber niemand glaubt ihm.

Für Halleck gibt es nur noch eine Hoffnung: Die Zigeuner finden und Lemke dazu bringen, den Fluch von ihm zu nehmen. Er begibt sich auf eine regelrechte Verfolgungsjagd, während der Hausarzt Housten und Hallecks Frau Heidi versuchen, Billy zu entmündigen und in eine Klinik einzuweisen. Die Strapazen beschleunigen seinen gefährlichen Zustand, aber er gibt nicht auf.

Meine Meinung:

Das Buch „Der Fluch“ zeigt eine außerordentlich bizarre und krasse Geschichte, in die der Autor „alltägliche“ Konflikte erschafft, die sich jedoch zu einem verstrickten Netz aus Wirklichkeit und totaler Unwirklichkeit entwickeln. Ein übergewichtiger Anwalt überfährt, weil er nicht auf die Straße geachtet hat, eine Frau und kommt ungestraft davon, weil ein voreingenommener Richter ihn freispricht und ein Polizist absichtlich die Ermittlungen behindert. Der Vater der Toten will Gerechtigkeit und verflucht Halleck. So wie jeder „normale“ Mensch denkt Halleck nicht an Flüche, denn es gibt bestimmt einen logischen Grund für seinen Gewichtsverlust. Doch nach und nach wandelt Halleck sich, er glaubt nun daran, weil scheinbar alle anderen Möglichkeiten wegfallen, und der einzige Mensch, der ihm helfen kann, den Zigeuner zu überreden, ist ein Mafiaboss. Dieser Übergang der eigentlichen Wirklichkeit zu einer Unwirklichkeit, die nun die tatsächliche Realität zu sein scheint, ist sehr gelungen und interessant geschrieben. Man kann sich nicht mehr sicher sein, ob es nun wirklich auf einen Fluch oder einfach auf eine simple medizinische Erklärung hinauslaufen wird. Der unaufhaltsame Gewichtsverlust, der Halleck langsam und stetig dem Tode näher bringt, und seine verzweifelten fehlschlagenden Bemühungen, etwas dagegen zu tun, sind geradezu Horror-Elemente, die aus einem grauenhaften Albtraum entsprungen sein können.

Daneben wird intensiv auf Gerechtigkeit, Schuld, Recht und Rache eingegangen. Mehrere Faktoren können die Ursache für den Autounfall sein, doch wer ist nun wirklich schuldig an dem Unglück? Ferner veranschaulicht der Autor deutlich die Bevölkerungsunterschiede – die ehrenwerten und reichen Bürger Fairviews und die unerwünschten und „armen“ Menschen, z.B. die Zigeuner.

Die Geschichte ist in mehrere Kapitel gegliedert, die alle einen eigenen Titel haben, wie z.B. Billys aktuelles Gewicht oder etwas Prägnantes, worum es in dem jeweiligen Kapitel geht. Erzählt wird aus der personalen Erzählperspektive, jedoch ausschließlich aus Billys Sicht, d.h., man erfährt nur das, was auch Halleck erfährt bzw. weiß. Bei einigen Szenen, besonders zum Schluss hin, hätte das kompliziert werden können, doch dem Autor ist hierbei eine gute Lösung eingefallen. Der Schreibstil ist spannend und sehr oft humorvoll, denn es gibt viele nur durch den Schreibstil amüsant wirkende Ausdrücke oder Szenen, was mir gut gefallen hat. Dadurch werden die Charaktere auch stark ausdrucksvoll und lebhaft mit ihren schrägen Verhaltensweisen beschrieben, wobei es jedoch so wirkt, als scheint jeder Charakter in „Der Fluch“ leicht verrückt zu sein – oder zu werden. Zum Ende wird die Spannung allmählich weiter intensiviert, bis es dann zu einer albtraumhaften Wendung kommt.

Fazit:

Beeindruckend bizarre Geschichte, welche die Unwirklichkeit zur Wirklichkeit macht und Horror-Elemente aus einem Albtraum aufweist. Die Handlung ist spannend zu verfolgen und das Ende ein gelungener Abschluss für eine merkwürdige Geschichte. Lesenswert und zu empfehlen.

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