Rezension: „Das Zeitalter der Drachen“ von Jenny-Mai Nuyen

Das Zeitalter der Drachen
  • Handlung
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Schreibstil
4.5

Information

Titel: Das Zeitalter der Drachen
Autor: Jenny-Mai Nuyen
Verlag: Fischer Tor
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2021
Seiten: 416
Erzählort: Ydras Horn, weitere Gegenden
Erzähldatum: —————————–
Erzählperspektive:  Personaler Erzähler
Genre: Fantasy
Originaltitel: Das Zeitalter der Drachen
Reihe: —————-
ISBN: 978-3-596-70632-7

Inhalt vom Verlag:

Das Leben ist hart in Ydras Horn. Alle paar Monate taucht ein Drache auf und belagert auf unbestimmte Zeit die Zwergenfestung. Die Bestie lauert stets auf eine bestimmte junge Frau, die von Geisterschatten gezeichnet ist. Niemand weiß, wen es als nächstes trifft, und die Versuchung ist groß, die Unglückselige einfach dem Drachen zu überlassen. Manch eine wählt sogar freiwillig den Märtyrertod, denn jede Belagerung bringt hohe Kosten für die Gemeinschaft mit sich.
Als Nireka am Geisterschatten erkrankt, tut sie etwas, das noch keine Frau vor ihr getan hat. Sie verbündet sich mit einem Drachen, der geschworen hat, keine Menschen zu fressen. Gemeinsam suchen sie nach einem Weg, die Bestien zu bekämpfen. Der Schlüssel liegt in der Vergangenheit. Denn Drachen waren einst etwas ganz anderes …

 

Meine Meinung:

Drachen und Jenny-Mai Nuyen – das sind die beiden Punkte, warum ich mich so auf dieses Buch gefreut habe! „Das Zeitalter der Drachen“ von Jenny-Mai Nuyen ist ein Einzelband und mittlerweile das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Das erste Buch ist „Die Töchter von Ilian“ gewesen, welches mich absolut hatte umhauen können. Ihr neuer Roman ist ein Stück kürzer, aber zeigt wieder eine spannende, faszinierende und komplexe Geschichte, die auch einige Längen aufweist.

 

Eine Welt voller Schrecken…

„Vielleicht ist heute der Tag, an dem ich sterben werde. Manchmal dachte Nireka das, wenn sie morgens die Augen aufschlug und wusste, dass sie an der Oberfläche arbeiten musste.“

(S. 51 des eBooks „Das Zeitalter der Drachen“ von Jenny-Mai Nuyen, Fischer Tor Verlag)

 

 

Nireka ist halb Mensch, halb Zwergin, und lebt mit ihrer Familie in einer der Untergrundfestungen der Zwerge – Ydras Horn -, da das Leben an der Oberfläche wegen der Drachen zu gefährlich ist. Das Leben ist hart und die Ruhe trügerisch, denn jeden Moment könnte ein Drache auftauchen, die Festung belagern und die Felder zerstören, bis die Zwerge der Forderung des Drachen nachkommen – nämlich die Frau zu ihm zu schicken, die von Geisterschatten besessen ist. Geisterschatten können jeden treffen. Und jeder geht anders mit diesem Problem um. Einige halten der Belagerung stand, andere opfern die Besessenen, wieder andere opfern sich selber, wenn sie davon besessen sind. Eines Tages erkrankt Nireka an Geisterschatten und verlässt heimlich ihr Zuhause. Doch anstatt sich dem Drachen opfern zu können, nimmt ihr Weg einen ganz anderen Lauf – und sie trifft auf die Drachin Aylen, die sich noch vage an ein anderes Leben und eine unerfüllte Aufgabe erinnern kann und von einem sehr anhänglichen und magischen Besen begleitet wird. Nireka und Aylen werden zu Verbündeten, um gegen die Drachen zu kämpfen. Doch die Lösung hierfür liegt über 300 Jahre in der Vergangenheit, als eine Hexe und ein Zauberer gegen die gesamte Welt kämpften, um eine abgrundtief grausame Ungerechtigkeit zu stoppen. Doch die Folge war ein Zeitalter des Schreckens…

 

Wenn durch eine gute Tat alles noch schlimmer wird…

 

Jenny-Mai Nuyen hat mit „Das Zeitalter der Drachen“ eine spannende, faszinierende und komplexe Geschichte erschaffen, die sich u. a. wieder mit Themen wie moralisches Handeln und Verrat befasst und dazu noch eine tragische und manchmal emotionale Story bietet, die hin und wieder auch sehr schaurig werden kann und eine dunkle Atmosphäre erschafft. Die Ideen sind interessant und sehr gut umgesetzt. Die Geschichte selbst beinhaltet zwei sich abwechselnde Handlungsstränge. Die eine Handlung spielt in Aylens Vergangenheit, von vor über 300 Jahren, und wird in Form von Erinnerungen erzählt, sodass man stückchenweise erfährt, was damals passiert ist und gleichzeitig Aylen weiter kennenlernt. Die andere Handlung befasst sich mit Nirekas und Aylens Versuchen in der Gegenwart, einen Weg im Kampf gegen die Drachen zu finden.

Der Fokus liegt hier definitiv nicht wirklich auf dem Weltenbau, der eher nur umrissen wird, oder den Charakteren, sondern eher auf der Geschichte und der Magie an sich. Es gab nicht wenige Momente, da ich vor Staunen eine Seite nach der anderen verschlungen habe. Und mit jeder Seite kommt man der Wahrheit, der Lösung des Rätsels immer näher – und wird noch so einige heftige Überraschungen erfahren.

Was die Charaktere betrifft, so mochte ich Aylen und ihren Besen am meisten, während die anderen für mich eher blass blieben. Aylen ist erfinderisch, talentiert, impulsiv und starrköpfig. In der Vergangenheit zog sie sich durch einen Unfall nicht nur eine scheinbar unheilbare Krankheit zu, die sie allmählich dem Tode näherbringt, sondern brachte ihr auch den magischen Stab, Besen, der sie anhänglich überallhin begleitet. Aylen ist im Hinblick auf die anderen eine Charakterin, die tiefgründig beschrieben wurde. Daneben gibt es noch Totema, der im Gegensatz zu Aylen ruhig und nachdenklich ist, sodass beide sich gut ergänzen. Nireka, die zwar schüchtern und bescheiden ist, aber auch mutig. Riwan, der leidenschaftlich seine Ziele verfolgt und wohl am blassesten von allen erscheint.

Einen weiteren Kritikpunkt habe ich noch, nämlich dass die Geschichte sich zwischen Spannung und Langatmigkeit stetig abwechselt. Einige Stellen scheinen sich endlos in die Länge zu ziehen.

Wie bereits in „Die Töchter von Ilian“ ist Jenny-Mai Nuyens Schreibstil auch in „Das Zeitalter der Drachen“ wieder sehr kunstvoll. Und die Schlussszene wird dann so emotional, dass ich tatsächlich Tränen unterdrücken musste. Ein wirklich schönes, bewegendes, aber auch hoffnungsvolles Ende.

 

Fazit:

„Das Zeitalter der Drachen“ von Jenny-Mai Nuyen ist eine faszinierende und komplexe Geschichte, die zwischen Spannung und Langatmigkeit hin und her springt. Hier wurden mit dem kunstvollen Schreibstil interessante Ideen und Fragestellungen zu einer sehr guten, recht emotionalen und fantasievollen Geschichte umgesetzt. Insgesamt unterhaltsam, wobei ich hin und wieder richtig ins Staunen geriet.

 

Vielen Dank an den Fischer Tor Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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