Rezension: „Das dunkle Wort“ von Sylvia Englert

  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Schreibstil
  • Action
5

Information:

Titel: Das dunkle Wort
Autor: Sylvia Englert
Verlag: Knaur Taschenbuch
Erscheinungsdatum: März 2018
Seiten: 400
Erzählort: Skaidar
Erzähldatum: ——-
Erzählperspektive: Personaler Erzähler
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-426-52107-6

Inhalt:

Vier Jahresläufe ist es her seit Terwyn del Cresta, der ehemalige erste Magus und mächtigste Magier des Orchideenreichs Skaidar, durch seine Experiemente mit der dunklen Magie seine Frau und sein ungeborenes Kind unabsichtlich getötet und sich daraufhin in die Verbannung auf den Berg Elimon begeben hat. Von dieser Schuld auf ewig geplagt, hat er den Schwur geleistet nie wieder Magie zu verwenden. Doch dann bricht im Orchideenreich Skaidar der schrecklichste Krieg aus, den das Land je erlebt hat. Während ein Heer aus Glasklingen-Kriegern die Bevölkerung gnadenlos ermordet, breitet sich von der Hauptstadt Ordaal ein ungewöhnlicher und starker Zauber aus, der sich stetig erweitert und immer mehr von dem Land zu leblosem Kristall erstarren lässt.

Eine tödliche Kristallzone, die man nicht mit einfacher Magie aufhalten kann. Die erste Magus Idassa sieht in ihrem einstigen Mentor Terwyn die einzige Rettung für Skaidar – er soll dunkle Magie einsetzen. Doch ist das wirklich der richtige Weg?

Meine Meinung:

Den Fantasy-Roman „Das dunkle Wort“ beim Stöbern gefunden zu haben, war eines der glücklichsten Zufälle überhaupt. Als erstes war ich absolut hingerissen von diesem beeindruckenden Cover und dem geheimnisvollen Buchtitel – aber die damit verbundene Geschichte ist ausnahmslos großartig und konnte mich vollends begeistern! Um es gleich am Anfang zu erwähnen: Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, jede freie Sekunde genutzt, um zu erfahren, was als nächstes geschieht, und konnte nicht genug bekommen von den ausgezeichneten Charakteren und der abenteuerlichen Welt, die Sylvia Englert in diesem atemberaubenden und einzigartigen Fantasy-Epos erschaffen hat, in dem Magie und Drachen Wirklichkeit werden! Als ich bereits bei den ersten Seiten dachte, dass diese Geschichte fanastisch ist, wurde es immer noch ein weiteres Stück besser – und zwar so weitreichend, dass es nun zu meinen Lieblingsbüchern zählt.

Die Geschichte spielt ausschließlich in dem recht friedlichen Orchideenreich Skaidar, welches ein warmes bis heißes Klima hat, zum Teil von Dschungel bedeckt ist und als einziges Land über Magier verfügt – wobei nicht jeder Magie verwenden kann. Skaidar grenzt u.a. an die Länder Calisien im Westen, Bornland im Norden, Aelius im Osten, der Insel Istragor im Süden und dem weit entfernten und unerforschten Reich Saywadee und ist mit seinen Nachbarn hin und wieder in „Streitigkeiten“ verwickelt. Als eines Tages eine Abgesandte aus einem anderen Land in Ordaal, der Hauptstadt von Skaidar, eintrifft und behauptet, dass ihr Volk die rechtmäßigen Herrscher des größtenteils wohlhabenden und wunderschönen Orchideenreiches sind, nimmt das Unglück seinen Lauf. Ein ungewöhnlicher Zauber beginnt in Ordaal, zieht immer größere Kreise und lässt jegliches Leben zu Kristall erstarren, während skrupellose Glasklingen-Krieger durch das Land ziehen und die Bevölkerung ermorden. Versuche, das Ausdehnen der Kristallzone zu verhindern, scheinen sinnlos. Idassa, die erste Magus, bittet daraufhin ihren verbannten und ehemaligen Mentor Terwyn del Cresta, einer der mächtigsten Magier des Landes, zurückzukehren und gemeinsam mit den anderen Magiern des Zirkels, zu dem Jomar, Vicania und Roan gehören, eine Lösung gegen diesen unverständlichen Angriff zu finden. Für alle beginnt damit eine nervenaufreibende, kräftezehrende und folgenschwere Zeit, die sie vielleicht an ihre Grenzen bringt.

Magie wird hier äußerst eindrucksvoll beschrieben, denn sie besteht aus sieben Strömen, die durch die Nennung ihrer Bezeichnung gewirkt werden können. Je höher der Strom desto stärker ist er, somit schwieriger unter Kontrolle zu halten. Der Nachteil ist, dass jedes Wirken der Magie die Magier einen unterschiedlich großen Teil ihrer Lebenszeit kostet. Nur wenige Magier, wie Terwyn, können den siebten Strom wirken. Doch dunkle Magie, die recht schaurig dargestellt wird, ist nochmal eine ganz andere Sache. Der Titel „Das dunkle Wort“ ist exzellent gewählt, denn auch dunkle Magie hat eine Bezeichnung, die aber nicht jeder kennt. Was ich auch sehr hilfreich und interessant fand, ist das Verzeichnis am Ende des Buches. Dort gibt es nämlich nicht nur einige Informationen über die Länder Skaidar usw., sondern auch über die einzelnen Ströme, die dunkle Magie und die einzelnen Positionen im Zirkel.

Den Schreibstil von Sylvia Englert habe ich sofort lieben gelernt – er ist unglaublich phänomenal, wunderschön und konnte mich nachhaltig beeindrucken. Mit ihren Worten hat sie nicht nur eine abenteuerliche Fantasy-Welt so lebhaft und bildgewaltig erschaffen, dass man sich vollkommen mühelos an diesen Ort versetzt fühlt und am liebsten gar nicht mehr dort weg möchte, sondern das geschickt mit einer fantastischen, emotionalen und recht dramatischen Geschichte kombiniert, deren Atmosphäre oftmals düster, manchmal sogar schaurig, aber auch richtig glänzend sein kann. Dabei stellt sie die Charaktere sehr einfühlsam, ausdrucksstark und facettenreich dar, rückt sie sozusagen in den Fokus, zeichnet einige mit einem tragischen Hintergrund aus und hat es geschafft, sie sehr sympathisch und zu etwas Besonderem zu machen.

So zum Beispiel der Magier Terwyn del Cresta, der dreiundreißig Jahresläufe miterlebt hat und sich in der Verbannung auf dem Berg Elimon befindet. Durch seine Aufzeichnungen, welche die Handlung um den Krieg ab und zu unterbrechen, erfährt man einiges über ihn vor der Verbannung. Früher ist er der berüchtigte und zielstrebige erste Magus des Regenten gewesen, experiementierte jedoch heimlich mit der dunklen Magie, welche in Skaidar verboten ist, da diese zu gefährlich und negativ ist. Als seine Frau und das ungeborene Kind unabsichtlich durch sein Experiement sterben, begibt er sich freiwillig in die Verbannung, leistet einen Schwur, nie wieder Magie zu wirken, mit einer unerträglichen Last der Trauer, Schuld und Verbitterung. Von der Bevölkerung wird er gefürchtet, als gefährlich und unberechenbar angesehen. Als Idassa ihn vier Jahre später um Hilfe bittet, wird ihm endlich Möglichkeit geboten, noch einmal zurückzukehren und vielleicht einen Teil wiedergutzumachen. Doch die Vergangenheit hinter sich zu lassen und der Weg in ein anderes Leben ist mehr als steinig.

Konflikte der Charaktere, ihr innerer Kampf, Verluste, die sie zu zerreißen drohen, Gefühle wie Verzweiflung, Trauer, Schuld, aber auch Willensstärke, Hoffnung, Liebe und Freundschaft, ihre Höhe- und Tiefpunkte sowie die einzigartige und gelungene Entwicklung der Charaktere werden so mitreißend erzählt, dass ich regelrecht mit ihnen gelitten habe und mitfiebern konnte. Die Charaktere haben mir ausnahmslos sehr gut gefallen. Besonders aber auch Rhi, eine mutige und einfallsreiche Händlerin, die sich zusammen mit ihrem sehr niedlich beschriebenen Zwergdrachen Zad auf eine riskante Reise durch das Kriegsgebiet wagt, um eine wichtige Nachricht zu überbringen. Der Fantasy-Roman „Das dunkle Wort“ hat diesem ganz außergewöhnlichen Zwergdrachen Zad wundervolle und amüsante Szenen bzw. Kommentare zu verdanken. Neben Zwergdrachen spielen aber auch Wasserdrachen noch eine wesentliche Rolle.

Die Handlung wird immer rasanter und ist insgesamt in drei parallel verlaufende Handlungen aufgeteilt, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Das unaufhaltsame Fortschreiten des Kristalls und die kräfteraubende Flucht davor erfährt man u.a. durch Inyra und ihren Neffen Mig, die sich auf den Weg nach Ordaal gemacht hatten. Währenddessen versuchen Terwyn und der Magierzirkel so schnell wie möglich eine Lösung des Problems zu finden, was nicht besonders einfach ist. Und die Händlerin Rhi und ihr Zwergdrache Zad geraten nicht selten in gravierende Schwierigkeiten auf ihrer gefährlichen Reise durch das Kriegsgebiet. Die Perspektive wechselt zwar zwischen den Charakteren, die Geschichte wird jedoch hauptsächlich aus der Sicht von Terwyn und Rhi erzählt.

Neben einem imposanten Showdown hat Sylvia Englert die Geschichte zu einem sehr gefühlvollen Abschluss gebracht, wobei allerdings einige „Kleinigkeiten“ nicht geklärt wurden. Da ich so gerne mehr über diese Welt lesen möchte, hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung!

Das dunkle Wort“ wird definitiv nicht mein letzter Roman sein, den ich von Sylvia Englert lesen werde.

Fazit:

Großartiges, abenteuerliches und mitreißendes Fantasy-Epos! In „Das dunkle Wort“ passt wirklich alles zusammen: ein phänomenaler Schreibstil, beeindruckender Weltenbau, fantastische Charaktere und eine spannungsreiche Handlung, verbunden mit Magie und Drachen. Dieses Buch muss man auf jeden Fall gelesen haben – es ist unglaublich!

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar!

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