Rezension: „Das Böse in deinen Augen“ von Jenny Blackhurst

  • Handlung
  • Spannung
  • Schreibstil
  • Atmosphäre
4.3

Information:

Titel: Das Böse in deinen Augen
Autor: Jenny Blackhurst
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: April 2018
Seiten: 428
Erzählort: England
Erzähldatum: heutige Zeit
Erzählperspektive: Ich-Erzähler und personaler Erzähler
Genre: Thriller
Englischer Originaltitel: The Foster Child
ISBN: 978-3-404-17689-2

Inhalt:

Seit die 11-Jährige Ellie Atkinson bei einem verheerenden Brand ihre gesamte Familie und ihr Zuhause verloren hat, ist sie von einer zur nächsten Pflegefamilie geschickt worden, bis sie dann bei den Jeffersons aufgenommen worden ist. Doch auch hier kann sie kein normales Leben führen. Nicht nur, dass sie in der Schule von den Schülern gemobbt wird – und dadurch keine Freunde findet -, die Lehrer sie ständig kritisieren und sie für die Jeffersons nur eine Belastung ist – in dem kleinen Ort verbreitet sich das Gerücht, dass Ellie gefährlich sei, da sich immer schreckliche Dinge ereignen, wenn sie wütend ist.

Erst als die Kinderpsychologin Imogen Reid ihren Fall übernimmt, scheint Ellie neben ihrer Pflegeschwester Mary endlich jemanden gefunden zu haben, der sie versteht. Imogen sieht in Ellie ein traumatisiertes Kind, das ihre Hilfe benötigt, und verbringt mehr Zeit mit ihr, doch das Mädchen wird ihr immer unheimlicher. Als es dann zu einem rätselhaften Todesfall kommt, ist Imogen sich nicht mehr sicher, ob sie Ellie glauben kann.

Meine Meinung:

Das Böse in deinen Augen“ von Jenny Blackhurst fand ich äußerst interessant, vor allem auch, weil dieses Ungewisse der Geschichte eine fast nie abbrechende Spannung verleiht, sie gleichermaßen tiefgründig macht und die Autorin einen lockeren und angenehmen Schreibstil hat. Außerdem ist die Atmosphäre schön unheimlich.

In „Das Böse in deinen Augen“ sind Ellie und Imogen die Hauptcharaktere des Thrillers, wobei man die Handlung aus Sicht von Imogen in der Ich-Erzählperspektive erfährt und aus der Sicht von Ellie in der personalen Erzählperspektive.

Ellie ist die einzige Überlebende eines Brands, bei dem ihre Familie umgekommen ist und sie ihr Zuhause mit den Haustieren und all ihren Sachen verloren hat. Sie wird von einer zur nächsten Pflegefamilie geschickt, wird als Problemfall angesehen – nirgendswo kann sie sich etwas Neues aufbauen. Bei den Jeffersons in Gaunt ist es nicht anders – bis auf die Tatsache, dass ihre Pflegeschwester Mary für sie zu einer Freundin wird und sie versucht zu motivieren, sich endlich gegen die Schikanen zur Wehr zu setzen. Es ist verständlich, dass Ellie wegen des Unglücks traumatisiert ist, sich ihre Trauer und ihre Wut intensiviert, weil sie nirgendswo bleiben darf, in keine Familie wirklich aufgenommen wird, von Schülern gemobbt und von Lehrern ständig kritisiert wird. Zudem halten die Leute sie für noch merkwürdiger, weil ihre Ausdrucksweise und Verhalten ihrem Alter um mehrere Jahre voraus zu sein scheint. Als dann jedoch den Leuten, welche Ellie schikaniert oder anderswie geärgert haben, schreckliche Dinge geschehen, verbreitet sich immer mehr das Gerücht, dass Ellie gefährlich sein soll. Die Leute in dem kleinen Ort Gaunt werden zunehmend irrationaler. Und je mehr Ellie eingebläut wird, dass sie an allen schlimmen Dingen schuld ist, je mehr glaubt sie selber daran. Also, als Leser kann man auf solche Leute auch Wut bekommen: Wie sollte ein 11-Jähriges Mädchen für all die Unfälle und anderen Dinge verantwortlich sein? Wie Jenny Blackhurst das dargestellt hat – das fand ich wirklich heftig. Dass Menschen – in unserem heutigen Jahrhundert – wirklich noch auf solche abstrusen Gedanken kommen, dass ein Mädchen zu all dem imstande sein soll, vielleicht weil sie einfach „böse“ ist, eine Hexe, ist schon merkwürdig. Ich war definitiv nicht mehr sicher, ob dieser Thriller in realistischen Bahnen bleibt – aber keine Sorge, es bleibt realistisch und der Thriller hat noch einige Überraschungen zu bieten!

Imogen Reid ist Kinderpsychologin und versteht Ellie, stürzt sich mit absolutem Eifer in ihre Arbeit, ist aber selber psychisch instabil. Sie hat ihre Stelle auf tragische Weise verloren und plant nun mit ihrem Mann Dan einen Neuanfang in Gaunt, dem Ort, wo sie aufgewachsen ist und den sie eigentlich niemals mehr wiedersehen wollte aufgrund zu vieler trauriger Erinnerungen an ihre trostlose Kindheit. Imogen hatte keine Hilfe als Kind, weswegen sie unbedingt Ellie helfen möchte, sie beschützen möchte vor all den Anschuldigungen. Sie nimmt den Fall wieder einmal zu persönlich. Besonders professionell kam mir Imogen nicht vor, gehört aber allem Anschein nach zu ihrer Rolle – das unterstützt jedoch den Nervenkitzel, weil Imogen sich selbst nicht mehr sicher ist, was sie glauben soll, als ihr immer mehr Beweise dafür geliefert werden, dass Ellie vielleicht doch etwas mit den Unfällen zutun haben könnte. Sind es nur Zufälle? Oder könnten die irrationalen Dorfbewohner doch recht haben?

Und mit der Auflösung rechnet man auch nicht – die Details, um die Wahrheit vorher herauszufinden, hat Jenny Blackhurst sehr gut versteckt.

Die Geschichte hat einen Prolog und einen Epilog. Die Kapitel sind nummeriert und haben einen Hinweis am Anfang darauf, aus welcher Sicht gerade erzählt wird.

Fazit:

Das Böse in deinen Augen“ ist ein gut aufgebauter und tiefgründiger Thriller, der die menschlichen Abgründe anschaulich zeigt, durch das Ungewisse eine kontinuerlich steigende Spannung erschafft und mich sehr gut unterhalten konnte.

Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar!

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